Schulneubau
OstseeZeitung vom 15.10.2021:
Das war kein Tag wie jeder andere: Beim Richtfest des Bildungscampus’ in Ribnitz am 14. Oktober flossen Freudentränen, ließen Schüler gelbe Luftballons in den Himmel steigen und durfte der Polier vier Gläser (alkoholfreien) Sekt exen
Ribnitz-Damgarten: Am stolzesten waren die Kinder selbst. Zunächst Lex Lampe, der sogar ein selbst komponiertes Lied am Klavier spielte, die Klasse 4a von Lehrerin Kathrin Hurtig, die ein Lied von Andreas Bourani umgetextet hatten und sangen, und schließlich alle Mädchen und Jungen, die unter lautem Jubel und tosendem Applaus etliche gelbe Luftballons in die Luft steigen ließen. Ein Dank an die vielen Bauarbeiter, die seit Monaten ihr Bestes geben, um den neuen Bildungscampus in Ribnitz West rechtzeitig fertigzustellen. Und ein Symbol riesiger Vorfreude. In weniger als einem Jahr, zum Start des nächsten Schuljahres, soll der Bildungscampus eingeweiht werden.
Dank an mutige Stadtvertreter
„Das ist ein ganz besonderer Moment“, sagte Christina Bonke, Leiterin der Bernsteinschule. Als die gelben Ballons, die natürlich biologisch abbaubar sind, in den Ribnitzer Himmel stiegen, musste auch sie ein kleines Freudentränchen verdrücken, war fast sprachlos. Der Dank gelte der Politik und der Verwaltung, die „mutig genug waren, dieses Projekt anzugehen“, sagte Bonke. Der Dank gelte den Bauarbeitern. Und der Dank gelte auch den Kollegen, Mitarbeitern und Kindern der Bernsteinschule, die das Projekt und die damit auch verbundenen Einschränkungen im Schulalltag mit vereinten Kräften gemeinsam mittragen. „Und es wird uns alle brauchen, dieses Haus mit Leben zu füllen“, so Bonke. „Wir sind alle sehr stolz“, sagte Polier Ralf Stolpe. Er hielt den Richtspruch, musste dafür gleich vier Gläser (alkoholfreien) Sekt exen. Die Richtkrone selbst wurde mangels Giebeldach am Kran hochgezogen. Der Rohbau sei im Zeitplan hochgezogen worden. Ein Richtfest mit so großer Beteiligung sei eine Würdigung der Bauarbeiter. „Ein toller Abschluss“, sagte Ralf Stolpe.
„Ein Hoch auf unsere Schule“
Die Kinder der 4a hatten als Dankeschön und Lob das Lied „Ein Hoch auf uns“ umgedichtet. „Ein Hoch auf unsere Schule, Stein auf Stein für uns gebaut. Ein Hoch auf euch, die so viele Tage voller Kraft und Mut unsere Zukunft bauen“ hieß es zur Melodie des Hits von Andreas Bourani. „Ich habe ja schon einige Bauten begleitet. Aber sowas ist schon etwas wirklich Besonderes“, war auch Uwe Rahden von der Feier ergriffen. Rahden betreut aufseiten der Stadtverwaltung das Projekt Bildungscampus. Zeitplan und Budget muss er im Auge behalten. „Die ganze Stadt steht hinter dem Projekt, das ist ein tolles Gefühl“, sagt Rahden.
„Das Projekt sei beispielhaft für das ganze Land“, Bildungsministerin Bettina Martin. Gemeinsam mit Kathrin Meyer, stellvertretende Landrätin, Christina Bonke, Bürgermeister Thomas Huth und Stadtpräsident Hans-Joachim Westendorf schlug die Ministerin die letzten Nägel in den bereitgestellten Balken. Im Zuge der Inklusion und dem damit verbundenen gemeinsamen Lernen aller Kinder würden in Ribnitz „beste Voraussetzungen für Lehrer und Kinder geschaffen“, sagte Martin.
Materialengpässe und Lieferverzögerungen
Doch noch ist ein gewaltiger Weg zu gehen. Die Miene Uwe Rahdens hatte sich zuletzt auch ein wenig verfinstert. Denn mittlerweile bekommt auch der Bildungscampus die Auswirkungen der Corona-Krise auf globalisierte Lieferwege zu spüren. Ein Beispiel: „Der Fensterbauer wäre schon viel weiter. Aber ihm fehlt ein ganz kleines Teil“, erklärt Uwe Rahden. Lieferengpässe und Materialknappheit würden sich auf den Zeitplan auswirken. Die Fertigstellung des Bildungscampus zum 30. Juni 2022 sei aber alternativlos. Denn nahtlos soll dann die Sanierung der Schule in der Berliner Straße beginnen.
Rahden ist zuversichtlich, dass der Termin eingehalten werden kann. Nach dem Rohbau ist das Ziel, die neue Grundschule für den Winter dicht zu machen, also Türen und Fenster vor der Frostperiode einzubauen. Elektroanlagen und Lüftungen werden bereits installiert. Die Fassade und der Putz innen sind als nächstes dran.
Die neue Einfeld-Sporthalle ist bereits winterdicht. Die Arbeiten an der Elektroanlage und an der Lüftungsanlage laufen. Demnächst sollen Hallenboden und Prellwand eingebaut werden. Die Arbeiten an der Außenanlage laufen ebenfalls. Die Drainage für das neue Sportfeld ist bereits gelegt.
Wundertüte alte Grundschule
Sorgenkind ist die alte Schule in der Demmler-Straße. Diese wird aufwändig saniert, birgt aber nach wie vor Überraschungen. „Das Ding ist eine Wundertüte“, so Uwe Rahden. Bereits in Sachen Schadstoffsanierung brachten die Arbeiten mehr giftigen Unrat zu Tage als erwartet. Nun gibt es ein neues Problem: Es muss ein komplette Betonsanierung durchgeführt werden. 500 Schadstellen und 5 bis 50 Zentimeter lange Risse mit einer Gesamtlänge von 200 Metern haben die Arbeiten ans Licht befördert. „Das ist unglaublich“, sagt Rahden kopfschüttelnd. 140000 Euro kostet diese Betonsanierung, die eigentlich gar nicht eingeplant war. Es gebe glücklicherweise Budgetreserven, mit denen die Kosten aufgefangen werden.
29,5 Millionen Euro werden in den Bildungscampus investiert. 15,8 Millionen Euro davon werden gefördert.
Von Robert Niemeyer